Und da sind sie mal wieder, Vertreter der Eierlegenden Zahnkarpfen bzw. Killifische, die zwar wunderschön sein können, denen aber zumindest bei den weniger informierten Aquarianern oft ein Makel anhängt: die angebliche Kurzlebigkeit. Nun, dass das auf keine Art der Gattung Fundulopanchax zutrifft, schnell einmal vorab. Alle erreichen locker eine Lebensspanne von 3–4 Jahren. Sich mit ihnen näher zu beschäftigen, lohnt sich also – fangen wir an. von Friedrich Bitter
Vor ziemlich genau 100 Jahren wurde die Gattung von Myers 1924 als Untergattung zu Aphyosemion beschrieben, wobei der Name Fundulopanchax sich aus den Namen zweier älterer, damals geläufiger Gattungen zusammensetzt, nämlich Fundulus und Panchax. Als Gattungstypus wählte er die Art Fundulus gularis var. caeruleus Boulenger, 1915, bei der es sich – nach moderner Ansicht – jedoch um Fundulopanchax sjoestedti handelt. Erst Parenti (1981) erhob Fundulopanchax im Zuge einer größeren Revision in den Rang einer eigenständigen Gattung.
Taxonomische Änderungen und Stellung
Im Laufe der Jahrzehnte widerfuhren der Gattung diverse Änderungen. So rechnete man ihr zeitweise auch die damaligen „Roloffia“ bzw. deren Untergattung Callopanchax zu, was sich als falsch herausstellte. Nach Furness et al. (2015) sind die Untergattungen Pauciradiatus, Paraphyosemion, Gularopanchax, Paludopanchax und selbstverständlich Fundulopanchax s. s. hingegen valide.
Ganze 100 Jahre ist es nun her, dass Fundulopanchax als Untergattung zu Aphyosemion aufgestellt wurde (Myers, 1924). Wenn wir das Zeitrad noch ein wenig mehr zurückdrehen, genauer gesagt bis zum Jahr 1913, dann kommen wir zu einem weiteren Eckpunkt in der Geschichte der Prachtkärpflinge: Vor ziemlich genau 111 Jahren nämlich, kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs, gelangten erstmals lebende Fische der 1911 von Boulenger noch unter dem Gattungsnamen Fundulus beschriebenen Art Fundulopanchax gardneri nach Deutschland. von Friedrich Bitter
Wohl kein anderer Vertreter der Gattung Fundulopanchax, vielleicht mit Ausnahme von F. sjoestedti, ist im Hobby so bekannt wie Gardners Prachtkärpfling (F. gardneri). Höchstwahrscheinlich kommt das daher, weil diese Art nicht besonders schwierig zu vermehren ist und man sie daher auch häufiger im Zoofachhandel antrifft. Aber: Wer genauer hinschaut, wird erkennen, dass es bei Farbe und Zeichnungsmuster der Tiere zum Teil große Unterschiede gibt, vor allem bei den prächtigen Männchen. Die Züchtereien bzw. Züchter beschäftigen sich mit unterschiedlichen Stämmen dieser Art, und wenn der Händler die Fische über den Großhandel bezieht, kann es leicht sein, dass sich unterschiedliche Varianten im Verkaufsaquarium ablösen.
Merke: Da die Unterarten (siehe unten) sowie Varianten von F. gardneri untereinander kreuzbar sind, sollte man es tunlichst vermeiden, mehrere Stämme gemeinsam zu pflegen. Bei den sonst möglicherweise entstehenden Hybriden gehen nämlich sonst die phänotypischen Charakteristika verloren, die unterschiedliche Populationen bzw. Unterarten gerade ausmachen.
Taxonomie
Fundulopanchax gardneri wird aktuell der Untergattung Paraphyosemion zugerechnet, deren Angehörige früher auch als die „Aphyosemion-garderi-Gruppe“ bekannt waren. Gardners Prachtkärpfling fällt taxonomisch durch eine Besonderheit auf: Im Gegensatz zu anderen Prachtkärpflingen, bei denen ehemalige Unteraten zu Arten erhoben wurden, ist ihr Status bei Gardners Prachtkärpflingen erhalten geblieben. Die Definition, was eine Art ausmacht, hat sich im Lauf der Zeit mehrfach geändert. Das hat mit Fortschritten in der Forschung zu tun, auch wurden die Beschreibungen nach und nach ausgeklügelter und genauer. Aber selbst, wenn wir jetzt kladistische Ansätze wählen, die auf genetischen Untersuchungen beruhen, bleibt die Definition einer Art als grundlegende Einheit der Taxonomie doch immer subjektiv. Und da sind wir dann bei dem Phänomen, dass es bei F. gardneri sogar noch vier Unterarten gibt: Fundulopanchax g. gardneri, F. g. lacustris, F. g. mamfensis und F. g. nigerianus. Davon kommt F. g. gardneri nur in Nigeria und F. g. nigerianus überwiegend im Einzugsgebiet des Niger und des Cross Rivers in Nigeria, aber auch im angrenzenden Kamerun vor, während F. g. lacustris und F. g. mamfensis ausschließlich in Kamerun nachgewiesen wurden.
Wenn eine Art eine riesige Verbreitung hat, es unzählige unterschiedlich aussehende Populationen gibt und sich schon mehrere Generationen von Sammlern, Wissenschaftlern und Aquarianern mit diesen Fischen beschäftigt haben, ist es nicht verwunderlich, dass es zu Fehldeutungen, weiteren Beschreibungen (jüngere Synonyme) und Umstellungen gekommen ist, was die Artzugehörigkeit anbetrifft. Es erscheint aber wenig sinnvoll, im Rahmen dieses Beitrags in dieser Richtung tief in die Historie einzudringen.
Die hier vorgestellte Verwandtschaftsgruppe der Gattung Fundulopanchax hat bereits einige taxonomische Umstellungen hinter sich. Was aber für die meisten Aquarianer viel wichtiger ist: Es handelt sich bei allen um pflegeleichte, sehr hübsche Prachtkärpflinge, die sich auch ohne große Vorkenntnisse vermehren lassen. von Friedrich Bitter
Als erste Art des hier im Fokus stehenden Formenkreises wurde Fundulopanchax mirabilis (Radda, 1970) beschrieben, damals noch als Aphyosemion mirabile. Die Zuordnung zu Aphyosemion (Untergattung Fundulopanchax) blieb für diese und alle anderen Arten, die bis 1980 beschrieben wurden, bestehen, bis Parenti (1981) die Untergattung schließlich in den Gattungsrang erhob.
Während wir F. mirabilis als Wunderkärpfling oder Lasur-Prachtkärpfling kennen, erhielt F. moensis (Radda, 1970) die beschreibende Bezeichnung Türkis-Prachtkärpfling. Als Nächster folgte der Smaragd-Prachtkärpfling, F. traudeae (Radda, 1971), und dann noch der Gelbflossen-Prachtkärpfling, F. intermittens (Radda, 1974). 29 Jahre später wurde schließlich die (vorerst?) letzte Art dieses Verwandtschaftskreises beschrieben, der übrigens wie F. gardneri zur Untergattung Paraphyosemion gerechnet wird: Gresens‘ Prachtkärpfling, F. gresensi Berkenkamp, 2003.
Vorkommen
Die Arten innerhalb der F.-mirabilis-Gruppe, von denen in diesem Beitrag überwiegend die Rede sein soll, stammen alle aus Westkamerun, wobei ihre gesamte Verbreitung Teile der Provinzen Nord-Ouest, Sud-Ouest und Ouest umfasst. In diesem Landesteil herrscht tropisches Monsun-Klima vor. Von Juni bis September fallen die meisten Niederschläge, etwa ab November bis Ende Februar ist es am wärmsten und trockensten.
Im Verbreitungsgebiet kommt F. moensis am nördlichsten vor. Man findet den Türkis-Prachtkärpfling rund um Numba in kleinen Fließgewässern, die letztendlich in den oberen Cross-River entwässern.
Fundulopanchax mirabilis besitzt lediglich eine inselartige (endemische) Verbreitung rund um die Ortschaft Mbio. Nachweisversuche zu unterschiedlichen Jahreszeiten in anderen Gewässern dieser Gegend scheiterten bisher.