Schläfergrundeln – empfehlenswerte Aquarienfische mit Charme und Charakter
Schläfergrundeln sind in tropischen und subtropischen Gewässern weltweit verbreitet. Es gibt Arten mit toller Färbung und der richtigen Größe für Aquarienfische, zudem betreiben sie Brutpflege und bieten ein interessantes Verhaltensrepertoire. In der Aquaristik sind sie unterrepräsentiert, was sich nach dem Lesen dieses Beitrags vielleicht ändern könnte. Text von Florian Lahrmann
Nach ESCHMEYER (2025) besiedeln Schläfergrundeln, im Englischen auch „sleeper“ genannt, mit 139 Arten aus 22 Gattungen eine Vielzahl von Lebensräumen, von Süßwasserflüssen bis hin zu Brackwasserzonen in tropischen und subtropischen Gewässern rund um den Erdball, einige Arten kommen sogar im Meer vor. Darüber hinaus besitzen einige Süßwasserarten ein marines Larvenstadium und kehren dann im Lauf ihrer Entwicklung als Jungtiere ins Süßwasser zurück.
Der Verbreitungsschwerpunkt ist die indopazifische Region, insbesondere Indonesien, Neuguinea und Australien. Schläfergrundeln sind Fleischfresser und ernähren sich von Krebstieren und anderen bodenlebenden Wirbellosen, kleinen Fischen und Insekten. Es gibt kleine Arten von nur 5 cm Größe, wie Oxyeleotris nullipora, und Riesen wie Gobiomorus dormitor mit bis zu 60 cm Länge.
Die Familie der Eleotridae, so der wissenschaftliche Name der Schläfergrundeln, gehört wie die nahe verwandten Echten Grundeln (Familie Gobiidae), zur Ordnung der Grundelartigen (Gobiiformes). Im Gegensatz zu vielen Gobiiden sind bei den Schläfergrundeln die Bauchflossen jedoch nicht zu einer Saugscheibe verwachsenen. Sie bewegen sich zwar bodenorientiert in den unteren Wasserschichten, jedoch schwimmen zahlreiche Arten frei im Wasser, z. B. solche aus den Gattungen Giuris, Hypseleotris, Mogurnda und Tateurndina.
Eigenschaften
Schläfergrundeln zeichnen sich durch einen länglichen, zylinderförmigen Körper aus, der im Querschnitt rund ist. Das Maul ist ober- oder endständig. Sie besitzen immer zwei getrennte Rückenflossen, wobei die erste 2–8 Hartstrahlen aufweist. Die Bauchflossen sind getrennt, mit einer nah beieinanderliegenden oder verwachsenen Flossenbasis.
Schläfergrundeln sind Substratlaicher, die ihre Eier in Höhlen, auf Steinen oder auf Wasserpflanzen ablegen. Im Gegensatz zu vielen Echten Grundeln, die sich im heimischen Aquarium nicht nachzüchten lassen, weil die Larven ins Meer verdriftet werden und erst als juvenile oder subadulte Fische ins Süßwasser zurückkehren, schließen die meisten Schläfergrundeln ihren Fortpflanzungszyklus im Süßwasser ab. Entweder bewachen beide Elternteile oder nur die Männchen die Eier und Larven.
Nur eine Frage der Perspektive!
Wie sollte ein Skalar aussehen, ein Kampffisch, ein Guppy oder ein Panzerwels? Form und/oder Farbmuster machen den besten Eindruck, wenn man die Fische von der Seite her durch die Aquarienscheibe betrachtet. Darauf ist die Zucht allgemein ausgerichtet, damit lässt sich punkten. Doch es gibt noch eine weitere Perspektive, die zumindest bei einigen Fischarten ebenso wichtig ist. Text und Fotos von Friedrich Bitter
Gut zehn Jahre ist es mittlerweile schon wieder her, dass durch Privatinitiativen Fische aus Japan nach Europa eingeführt wurden, bei denen der Fokus auf die Sicht von oben ausgerichtet war. Es handelte sich bei ihnen um sogenannte „moderne Medaka“, Zuchtformen der beiden japanischen Reisfischarten Oryzias latipes und O. sakaizumii. Zur Kultur des asiatischen Landes gehören diese Reisfische seit mehreren Hundert Jahren, wobei es allerdings erst während der letzten Jahre zu einer rapiden Entwicklung immer neuer Varianten kam und auch weiterhin kommt.
Entwicklung zum Hobby
Waren es zu Anfang vermutlich Teiche und kleine Tonschalen bzw. -töpfe, in denen Medaka gehalten wurden, gesellten sich im 20. Jahrhundert Aquarien hinzu. Allerdings muss man sagen, dass die Reisfische in Japan damit gleichzeitig eine riesige Konkurrenz bekamen, denn mehr und mehr neue exotische Fischarten wurden entdeckt und im Zuge des Aquaristikbooms nach Japan importiert. In der Blütezeit des Hobbys Mitte der 1990er-Jahre gab es in den Ballungsgebieten wie Tokio oder Osaka sogar Aquaristikgeschäfte, die sich nur auf eine Verwandtschaftsgruppe spezialisiert hatten, etwa Panzerwelse, Zwergbuntbarsche oder Eierlegende Zahnkarpfen. Für uns in Deutschland heute kaum vorstellbar, damals in Japan aber Realität.
Trotzdem wurden gleichzeitig auch noch Medaka gepflegt. Und da die Reisfische bis heute in den Biologieunterricht der Schulen integriert sind, wurden so die Voraussetzungen für eine spätere steigende Nachfrage geschaffen. Weitere Gründe für die wieder größer werdende Beliebtheit der einheimischen Fische dürften auch darin liegen, dass es in Japan ab und an Erdstöße gibt, was zumindest Glasaquarien gefährden kann, und dass in Wohnungen häufig kaum Platz für ein größeres Becken ist – und deshalb gerne nach draußen ausgewichen wird, um die eigene Naturverbundenheit im Miniaturformat auszuleben. Auch wenn die Behälter im Freien häufig wegen ihrer geringen Größe den Vorgaben für die Mindestgröße hierzulande nicht entsprechen, ist das in Japan und anderen asiatischen Ländern kein Problem.
Eine westafrikanische Schönheit: Pelvicachromis drachenfelsi
Schöne Fische gibt es viele, da ließe sich eine lange Liste erstellen. Manchmal sind es zu viele, weshalb man sie schnell wieder aus dem Kopf verliert. Manchmal jedoch ... Text und Fotos von Wilfried Van der Elst
Bei mir war es eine alte Liebe. Es ist mittlerweile rund 30 Jahre her, dass ich mich erstmals mit Fischen Westafrikas beschäftigte. Später hatte ich auch viele davon in meinem damaligen Geschäft. In Afrika gibt es ja viele Fischjuwelen, die für ein Aquarium perfekt sind und darin stets eine gute Figur machen.
Selbstverständlich kannte man damals bereits die „gewöhnlichen“ Kirschbauchbuntbarsche, die zu der Zeit noch als Pelmatochromis kribensis bekannt waren. Zu meinem großen Ärger halten viele ältere Aquarianer an diesem Namen fest. Und sie bezeichnen bis heute alle Pelvicachromis (sind keine Pelmatochromis mehr!) auch noch als kleine Biester. Sehr schade, denn längst nicht alle Pelvicachromis sind so „mutig“ wie die früher bekannten Kirschbauchbuntbarsche. Ich schreibe bewusst „mutig“, viele Aquarianer nennen sie sogar „aggressiv“. Das weigere ich mich aber zu sagen (oder zu schreiben). Man muss es im richtigen Kontext betrachten: Diese Fische mögen es einfach nicht, wenn ihre Jungen gefressen werden. Ich selbst habe bewusst keine Kinder, aber wenn ich welche hätte und jemand wollte ihnen etwas antun – nun, dann würde derjenige etwas erleben!
Nach den bekannten Kirschbäuchen gelangten wunderschön gefärbte Verwandte in den Handel. Diese wurden damals unter dem Namen Pelvicachromis taeniatus (gefolgt von einem vermeintlichen Fundort) verkauft. Der Fundort-Zusatz war natürlich immer ein afrikanischer Name wie Nangé, Dehane, Lobé und so weiter. Eine Variante fiel mir besonders auf, da sie brillante Farben aufwies, die etwas von denen der anderen abwichen. Sie wurde als P. taeniatus „Wouri“ bezeichnet. Die Weibchen hatten in der Mitte des Körpers, oberhalb der Seitenlinie, einen leuchtend gelben Fleck. Auch die Männchen unterschieden sich deutlich von den bekannten P.-taeniatus-Lokalformen. Die gewöhnlichen hatten ja alle kleine, runde Flecke in der oberen Hälfte der Schwanzflosse. Je nach Stamm konnte die Anzahl variieren. Nicht immer einfach, denn für mich gab es bei einigen Varianten Überschneidungen. Doch P. taeniatus „Wouri“ war eindeutig zu erkennen: Die Männchen besaßen keine Punktzeichnung, sondern einen lang gezogenen, hell umrandeten Fleck.
Awaous lateristriga, eine bemerkenswerte westafrikanische Grundel
Grundeln gibt es auch im Süßwasser in vielfältiger Form und teilweise in fantastischen Farben. Die meisten davon kennen wir aus Asien und Australien. In Afrika – und speziell Westafrika – sieht es in puncto Artenzahl schlechter aus. Da lässt dieser Beitrag schon aufhorchen. Text und Fotos von Michel C. W. Keijman
Awaous lateristriga gehört zur Familie der Grundeln (Gobiidae). Sie ist zwar eine der beeindruckendsten Fischarten Westafrikas, gleichzeitig aquaristisch jedoch kaum bekannt. Häufig wird sie als „Afrikanische Grundel“ bezeichnet. Ihre einzigartigen Anpassungen, Fortpflanzungsstrategien und Fressgewohnheiten machen diese Spezies zu einem interessanten Forschungsobjekt.
Geschichtliches
Die „wissenschaftliche Karriere“ von A. lateristriga reicht bis zu ihrer Ersterwähnung im 19. Jahrhundert zurück. Die Gattung Awaous wurde bereits 1837 von VALENCIENNES errichtet, die Art lateristriga 1861 von DUMÉRIL beschrieben, allerdings in der Gattung Gobius. Der Artname „lateristriga“ bezieht sich auf die Streifen an den Seiten ihres Körpers, ein Merkmal, das sie von anderen Grundelarten unterscheidet.
Seit ihrer Entdeckung wurde die Taxonomie unserer Grundel mehrfach überarbeitet. Ursprüngliche Klassifizierungen stellten sie zu ähnlichen Arten aus Asien und anderen Teilen Afrikas, doch spätere Forschungen identifizierten sie als eine in westafrikanischen Gewässern endemische Spezies. Ihre nächsten Verwandten gehören zur Gattung Awaous, die 20 weitere Arten aus tropischen und subtropischen Regionen weltweit umfasst. Awaous lateristriga zählt heute zusammen mit A. banana und A. transandeanus (von Nord-Florida und Baja California über Mittelamerika und die karibischen Inseln bis Venezuela und Peru) und A. tajasica (an der Atlantikküste Brasiliens vorkommend) zur Untergattung Chonophorus.
Wiedersehen mit Uruguay
Wer sich abseits ausgetretener Touristenpfade bewegen möchte und zudem an Naturbeobachtungen interessiert ist, dem kann man guten Gewissens das südamerikanische Land Uruguay empfehlen. Und das besonders, wenn es um Süßwasserfische geht. Text und Fotos von Wolfgang Staeck
Erstaunlich artenreich ist in Uruguay die Fischfamilie der Buntbarsche, mit aktuell 29 gültigen Taxa. Ein Teil von ihnen ist bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt, viele sind aber auch in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts beschrieben worden. Besonders populär wegen ihrer Farbigkeit und oft kuriosen Kopfform sind in der Aquaristik die zwölf Arten der sogenannten Erdfresser aus der Gattung Gymnogeophagus, die in den Gymnogeophagus-rhabdotus-Artenkomplex und den Gymnogeophagus-gymnogenys-Artenkomplex aufgeteilt wird.
Die Erdfresser
Die acht Arten aus dem Gymnogeophagus-gymnogenys-Artenkomplex sind larvophile oder verzögerte (engl.: delayed) Maulbrüter. Erst nach dem Schlupf der Larven verläuft bei ihnen die Pflege der Brut im Maul des Weibchens, das im Normalfall die Brutpflege ganz allein durchführt.
Sexualdimorphismus und Sexualdichromatismus sind deutlich ausgebildet: Die Männchen werden nicht nur größer als die Weibchen, sondern sind auch wesentlich farbiger und bekommen im Alter häufig einen sehr auffälligen Stirnbuckel.
Die Mitglieder der zweiten Gruppe haben im Unterschied zu den maulbrütenden Arten einen hochrückigeren Körper, und sowohl ein deutlich ausgebildeter Sexualdimorphismus als auch ein Sexualdichromatismus fehlen ihnen. Alle vier sind Offenbrüter und bilden während der Brutpflege eine Elternfamilie.
Der Substratbrüter G. rhabdotus (HENSEL, 1870) hat in der Osthälfte des Landes eine weite Verbreitung und wurde dort in den Einzugsgebieten des Río Yaguarón, des Río Olimar Grande und des Río Cebollati nachgewiesen (REIS & MALABARBA 1988, LOUREIRO et al. 2023). Die nur gut 8 cm große Art gehört zu den besonders prächtig gefärbten Buntbarschen und ging mir am häufigsten ins Netz. Im Oktober hielten sich in der Ufervegetation der dortigen Arroyos neben adulten auch viele gut einen Zentimeter lange Jungfische aus dem vorausgegangenen Sommer auf.
Gymnogeophagus terrapurpura LOUREIRO et al., 2016 sieht ebenfalls ungewöhnlich farbig aus. Kennzeichen sind die leuchtend zitronengelbe Färbung im Bereich des Kopfes sowie der Brust- und Bauchregion und die besonders kräftig roten Zeichnungen in der hinteren Körperhälfte und auf den Flossen. Die Fische wurden von mir im Februar (Wassertemperatur: 29,5 °C; pH: 8,0; Gesamthärte: 11 °dH; Karbonathärte: 12 °dH; elektrische Leitfähigkeit: 210 µS/cm) im Südwesten im Río Rosario gefangen.
Das Verbreitungsgebiet von G. meridionalis REIS & MALABARBA, 1988 liegt im Westen des Landes in der ichthyologischen Region des unteren Río Uruguay. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal für diese Art bilden nach REIS & MALABARBA (1988) der Besitz von blauen, meist rundlichen Flecken statt Strichen und Linien in der Rücken- und Afterflosse.
Kampf ums Überleben einer der seltensten Arten der Welt, der Gambilusa (Linderiella baetica)
Die Erhaltungszucht vom Aussterben bedrohter oder gar in der Natur ausgestorbener Tierarten ist oft die letzte und einzige Möglichkeit, sie vor dem endgültigen Verschwinden zu bewahren. Ob das im Fall des hier vorgestellten Feenkrebses noch funktionieren kann? Text von Francisco Kunz Calgua und Kriton Kunz
Für uns begann alles im Jahr 2023 während der Vorbereitungen für ein YouTube-Video, das der – im Wortsinn – „Juniorautor“ dieses Beitrags dreht. Im Rahmen der Recherchen dafür stießen wir auf Literatur zu einer erst vor Kurzem beschriebenen, aber bereits extrem vom Aussterben bedrohten Feenkrebsart aus Spanien. Wir kontaktierten einen der Autoren der Erstbeschreibung, Dr. Juan García-de-Lomas Latin, um mehr darüber herauszufinden. So wurden wir Zeuge einer rasanten und frustrierenden Abwärtsspirale, was die weitere Existenz dieser Spezies betrifft.
Spannende Entdeckungsgeschichte
Im Jahr 1978 fand Miguel Alonso bei Probennahmen für seine Doktorarbeit in einem temporären Gewässer bei Los Tollos (El Cuervo, Sevilla) im Süden Spaniens einige Exemplare einer Feenkrebsart, die er als Linderiella sp. identifizierte. Diese Gattung, die früher in der Familie Linderiellidae geführt wurde, aktuell jedoch in der Familie Chirocephalidae steht, umfasste damals nur eine bekannte Art: Linderiella occidentalis aus Kalifornien, USA. Die in Spanien gesammelten Exemplare wurden daher zunächst für diese Spezies gehalten.
Mit L. africana aus dem Atlasgebirge Marokkos, L. massaliensis aus dem Südosten Frankreichs sowie L. santarosae (1994) aus Kalifornien wurden jedoch weitere Arten der Gattung beschrieben (THIÉRY 1986; THIÉRY & FUGATE 1988; THIÉRY & CHAMPEAU 1994; Bestimmungsschlüssel bei ALONSO & GARCÍA-DE-LOMAS 2009; im Jahr 2016 kam noch L. jebalae aus Marokko und Spanien dazu, eine weitere Art aus Katalonien ist noch unbeschrieben (BOIX et al. 2016)). Vergleiche solcher neu beschriebenen Gattungsvertreter mit den spanischen Tieren legten die Vermutung nahe, bei den Letzteren könne es sich um eine neue, noch unbeschriebene Art handeln (ALONSO 1996). Leider jedoch waren die Belegexemplare inzwischen verloren gegangen, eine Erstbeschreibung war also nicht möglich.
Zwischen 1985 und 2007 suchten anfänglich Miguel Alonso, später auch Juan García-de-Lomas und weitere Naturfreunde in der Nähe des Ursprungsfundorts intensiv nach der Art und beprobten dabei über 40 temporäre Gewässer. Obwohl Alonso zu dieser Zeit in Barcelona lebte, nahm er praktisch nach jedem starken Regenfall ein Flugzeug nach Jerez, mietete ein Auto und forschte nach der verschollenen Art – alles vergebens.
Die Gattung Xyliphius
Seltene Gäste im Aquarium sind sie, die skurrilen Banjowelse mit ihrer versteckten Lebensweise. Das ist schade – unter anderem, weil aus der Natur kaum Informationen über sie vorliegen und Beobachtungen zu Hause daher Wissenslücken schließen könnten. Text und Fotos von Anja Katzschmann
Der südamerikanische Subkontinent mit seiner Vielfalt an Gewässern fasziniert seit Jahrhunderten Wissenschaftler, die auf ihren Expeditionen die Fischfauna untersuchen und beschreiben. Besonders seit dem 19. Jahrhundert widmeten sich Ichthyologen wie beispielsweise Henry Fowler oder Carl Eigenmann der systematischen Erforschung und taxonomischen Einordnung der Arten. Im späteren Verlauf kamen reisende Aquarianer hinzu, die ihre daheim gepflegten Schützlinge auch in deren natürlichen Habitaten erleben wollten.
So scheint es auf den ersten Blick verwunderlich, wenn weit verbreitete Arten sowohl in Museumssammlungen als auch im Hobby kaum vertreten sind. Doch dafür kann es einfache Gründe geben, wie das Beispiel der Xyliphius zeigt. Die skurrilen Welse dieser Gattung gehören der Familie Aspredinidae an, die weit verbreitet in den meisten tropischen Flusssystemen Südamerikas vorkommt und von der einige Vertreter sogar im
Brackwasser anzutreffen sind. Insgesamt umfasst die Familie 13 Gattungen mit etwa 50 Arten.
Zwei ungewöhnliche Buntbarsche der „Bullenklasse“
Klein geht fast überall, aber ein großes, voluminöses Aquarium benötigt schon einiges an Platz. So dürften die hier vorgestellten Fische für die meisten von uns eher unerreichbar bleiben – wer ihnen artgerechte Bedingungen jedoch bieten kann, dem werden sie jede Menge Spaß bereiten! Von Hans van Heusden und Michel C.W. Keijman
Die mittelamerikanische Cichlidengattung Tomocichla besteht lediglich aus den beiden Arten T. tuba (MEEK, 1912) und T. asfraci ALLGAYER, 2012. Wie praktisch alle Vertreter der Familie Cichlidae (Buntbarsche) zeigen diese Fische ein komplexes Sozial- und Fortpflanzungsverhalten. Wir wollen zu beiden Spezies einen gemeinsamen Überblick geben, wozu selbstverständlich auch Beobachtungen in der Natur und im Aquarium gehören.
Wissenschaftlicher Stand und Geschichte
Die zunächst monotypische Gattung Tomocichla wurde 1908 durch REGAN mit der Typusart T. underwoodi aufgestellt. MEEK (1912) beschrieb dann später Cichlasoma tuba. Viele Jahrzehnte später entdeckte man, dass bei korrekter Auslegung einer gültigen Nomenklaturregel im Fall von underwoodi ein sogenanntes sekundäres Homonym entstanden war. So rückte die Art tuba in die Gattung Tomocichla und T. underwoodi wurde zum Synonym der Spezies T. tuba, die übrigens von den Einheimischen in Costa Rica als Mojarra bezeichnet wird. Nach CALDWELL et al. (1959) ist der Artname „tuba“ ein Wort der Miskito, das „Freund“ bedeutet und sich auf die „fast universelle Verfügbarkeit der Fische in diesem Gebiet bezieht“.
Erst in diesem Jahrtausend stieß mit T. asfraci eine zweite Art zur Gattung. Ihr Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Association France Cichlid zusammen, einer Vereinigung, die es sich zum Ziel gemacht hat, Erforschung und Schutz der Arten der Familie Cichlidae zu fördern. Der lokale Name von T. asfraci lautet in der Landessprache von Panama „Choveca colorá“.
Verbreitung
Die beiden Tomocichla-Arten sind in mehreren Flusssystemen des atlantischen Abhangs heimisch. Tomocichla asfraci kennen wir aus dem Guarumo-Becken (Panama) und T. tuba wurde in den Río-San-Juan- und Sarapiqui-Systemen (Costa Rica), ableitenden Gewässern des Nicaragua-Sees sowie in Panama (Mittelamerika) nachgewiesen.
Parakneria – ganz besondere Fische
Im Fachhandel tauchen sie nur höchst selten auf, die kamerunischen Arten der Gattung Parakneria. Das ist schade, denn es sind hübsche Gesellen, die keine großen Ansprüche stellen. Beim Fressverhalten warten sie zudem mit einer Besonderheit auf. Von Michel C. W. Keijman
Auf meinen Reisen in den Süden Kameruns, wo ich mich auf die Suche nach allen Arten von Fischen machte, vor allem aber nach Buntbarschen, stieß ich regelmäßig auch auf ungewöhnliche oder besonders aussehende Spezies. Zwei davon möchte ich hier exemplarisch vorstellen, Parakneria abbreviata und P. cameronensis.
Die afrikanische Fischgattung Parakneria umfasst derzeit 15 gültige Arten, von denen neun aus dem Kongobecken bekannt sind. Drei von ihnen, P. damasi POLL, 1965; P. lufirae POLL, 1965 und P. thysi POLL, 1965, sind im oberen Lualaba-Einzugsgebiet endemisch, während P. alytogrammus POLL, 1969 und P. malaissei POLL, 1969 lediglich im Luapula-Mweru vorkommen. Parakneria abbreviata und P. cameronensis sind aus West- und Zentralafrika (Südkamerun und Gabun) bekannt.
Etymologie
Der Gattungsname setzt sich aus „pará“ (gr. παρά = nahe oder neben) und „kneria“ zusammen, in Anspielung auf die Ähnlichkeit mit der Gattung Kneria, in die mehrere der heutigen Parakneria-Arten ursprünglich eingeordnet waren. Bei P. abbreviata (PELLEGRIN,1931) leitet sich der Artname aus dem Lateinischen ab und steht für „verkürzt“. Der Artname von P. cameronensis (BOULENGER, 1909) mit dem lateinischen Suffix „-ensis“ bezieht sich auf die Typuslokalität in Südkamerun.
Morphologische Merkmale
Sowohl P. abbreviata als auch P. cameronensis weisen typischerweise eine lang gestreckte, stromlinienförmige Körperform auf, die für schnelles Schwimmen in Fließgewässern von Vorteil ist. Beide Arten bleiben relativ klein und erreichen die folgenden Maximalllängen: Parakneria abbreviata 7,2 cm und P. cameronensis 9,2 cm. Die hier genannten Maße können jedoch je nach Fundort variieren und hängen zudem von den jeweiligen Umweltbedingungen ab.
Die Vertreter beider Arten besitzen in der Regel eine gedämpfte Färbung, oft eine Kombination aus silbrigen oder gräulichen Farbtönen, die eine gewisse Tarnung über dem Bodengrund und zwischen der Vegetation in den Gewässern bieten, in denen diese Fische leben.
Dermogenys siamensis, ein kleiner Halbschnäbler aus Thailand
Was einen eingefleischten Aquarianer ausmacht? Da wären viele Eigenschaften aufzuzählen. Mit dazu gehört die Neugier, die Faszination für Außergewöhnliches. Und so beschreitet man ab und an auch neue Wege bzw. schaut über den eigenen Tellerrand hinaus. Von Anton Lamboj
Die Gattung Dermogenys beinhaltet laut fishbase derzeit 13 beschriebene Arten. Typusart ist der bekannte Halbschnäbler aus Java, Dermogenys pusilla (Originalbeschreibung: Dermogenys pusillus KUHL & VAN HASSELT, 1823). Jener Name taucht auch in der Aquaristik am häufigsten bei Vertretern der Gattung auf. Allerdings wurden durch MOHR 1936 vier Arten erkannt, die unter dieser Bezeichnung zusammengefasst waren.
Eine davon ist D. siamensis FOWLER, 1934, von dem ich einige wenige Exemplare während einer Reise nach Nordthailand gemeinsam mit meinem Freund Uwe Renninger aufsammeln konnte.
Ähnliches Aussehen
Da alle vier Arten einander ziemlich ähnlichsehen, ist die genaue Bestimmung an sich schwierig, weshalb sie meist im Hobby noch immer als D. pusilla oder sogar D. pusillus bezeichnet werden. Da diese Art jedoch nicht in Thailand vorkommt, scheidet sie für meine Fische aus und ebenso die zweite in Thailand nachgewiesene Spezies, D. burmanica, die nur weit im Süden des Landes lebt. Also bleibt D. siamensis letztlich übrig.
Vorkommen
Meine Fische stammen aus einem kleinen Seitenbach des Mekong im Areal von Nong Khai, unmittelbar an der Bahnbrücke, die Thailand mit Laos verbindet. Der Bach hatte hier höchstens eine Breite von zwei Metern, führte an Häusern vorbei und mündete schließlich in den Fluss.
Bereits aus der Distanz waren Barben (eventuell Vertreter der Gattung Barbonymus) und ein Schlangenkopffisch (wahrscheinlich ein kleiner Channa striata) zu erkennen, die sich am gegenüberliegenden Ufer des Bächleins unter einem Holzstück aufhielten.