Früher galten Grenzen zwischen Wirbeltierarten als in Stein gemeißelt – Nachkommen aus Kreuzungen wurden für generell unfruchtbar gehalten. Heute wissen wir jedoch, dass dem nicht immer so sein muss – ein möglicher Ansatz der Evolution für die Entstehung neuer Arten. von Ernst-Otto von Drachenfels

So ziemlich jeder Versuch einer Definition des Artbegriffs als kleinste Einheit der Systematik hat seine Stärken und Schwächen. Ein wichtiger Aspekt, der meist außen vor bleibt, ist beispielsweise der Faktor Zeit. Evolution und Artentstehung sind fließende Prozesse – und wir machen nur eine Momentaufnahme.
Anfang der 1980er-Jahre hatte ich einmal ein Streitgespräch mit meinem Professor, weil ich der Meinung war, dass die Balz bei Zwergbuntbarschen der Gattung Pelvicachromis von den Weibchen ausgeht und diese sich gezielt den Vater ihrer zukünftigen Jungen auswählen. Das wurde von ihm zunächst lapidar verneint. Er war der Ansicht, das Werben um Weibchen gehe immer vom Männchen aus, und brachte einige Beispiele, u. a. aus der Vogelwelt. Hier sitzen die Männchen auf einer Singwarte und locken die zukünftige Partnerin mit ihren Gesängen an. Das ist natürlich richtig, aber mit welchem der Männchen ein Weibchen sich einlässt, entscheidet es immer noch selbst. Andersherum wäre es meines Erachtens nur möglich, wenn Gewalt angewandt würde.
Als ich ihm die Gelegenheit gab, sich das Balz- und Fortpflanzungsverhalten in einem großen Aquarium mit mehreren Männchen und Weibchen anzusehen, wurde er zumindest etwas nachdenklicher.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 92