Barboides gracilis, ein kleiner Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae), gehört zu den bemerkenswertesten winzigen Fischen, die in der Aquarienwelt bekannt sind. Aufgrund seiner geringen Größe, seiner Anpassungsfähigkeit und seines interessanten Verhaltens hat er sich einen festen Platz bei den Liebhabern gesichert. Von Michel C. W. Keijman
Barboides gracilis wurde erstmals 1929 von C. Brüning in einem Beitrag zur Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde erwähnt. Es handelte sich jedoch nicht um eine formale Artbeschreibung, sondern eher um einen Kurzbericht über eine neu importierte Barbenart aus Afrika. Der Autor stellte fest, dass es sich um einen sehr kleinen, doch strukturell einzigartigen Vertreter der Karpfenfische handelte. Obgleich die Anmerkungen zu den neuen Arten zu jener Zeit sehr unvollständig waren, so entsprachen sie doch den Anforderungen des damaligen zoologischen Nomenklaturkodexes. Deshalb blieb auch Barboides gracilis als Art bestehen.
Dann, im Jahr 1971, wurden zwei kleine Barben aus Benin und Kamerun als Barbus lorenzi und B. camerunensis beschrieben. Vier Jahre später entdeckte jedoch der belgische Ichthyologe Thys van den Audenaerde, dass diese beiden „Arten“ nicht nur Artgenossen, sondern auch identisch mit Barboides gracilis waren.
Anfangs wurde die Art aufgrund ihrer geringen Größe und ihres zarten Aussehens oft mit kleineren Vertretern der Barben verwechselt, weshalb wohl auch der Gattungsname Barboides verwendet wurde, was so viel wie „ähnlich wie Barben“ bedeutet. Erst nach einer umfangreichen taxonomischen Bewertung und genetischen Analyse wurde B. gracilis in neuerer Zeit als eigenständige Art endgültig anerkannt. Diese Spezies gilt heute als einer der kleinsten bekannten Vertreter der Cypriniden.
Verbreitung
Die Gattung Barboides umfasst nur zwei Arten, B. britzi und B. gracilis, wobei B. gracilis das größere Verbreitungsgebiet besitzt. Die Art ist in Westafrika heimisch, insbesondere in den Fließgewässern Nigerias, Benins, Kameruns und Äquatorialguineas. In diesen Regionen lebt sie in kleinen Bächen, seichten Flüssen und Überschwemmungsgebieten. Ihre geografische Verbreitung ist dabei relativ begrenzt, jedoch gibt es in den genannten Ländern mehrere unterschiedliche Populationen.