Noch nicht verschwunden! – Über die Wiederentdeckung von Leptopanchax itanhaensis
Schlagzeilen hinsichtlich des Artensterbens von Fauna und Flora gibt es leider viele. Angesichts der dabei genannten, oft hochgerechneten Zahlen muss einem angst und bange werden. Seltener, jedoch umso erfreulicher sind Erfolgsmeldungen bei der Arterhaltung oder – wie in diesem Fall – über die Wiederentdeckung einer Spezies. Kurzbericht der Redaktion
Der Atlantische Regenwald (Mata Atlântica) im Osten Brasiliens ist weltweit eines der bedrohtesten Regenwaldgebiete. Früher bedeckte er etwa 15 % der Fläche des Landes. Weite Bereiche wurden bereits im letzten Jahrhundert abgeholzt, sodass heute oft nur noch isolierte Gebiete übrig geblieben sind, die jetzt lediglich 1 % der Fläche Brasiliens ausmachen. Trotzdem gilt die Biodiversität der Mata Atlântica immer noch als eine der höchsten weltweit.
So beherbergt der Atlantische Wald heute einen erheblichen Anteil (36 %) der bedrohten klein bleibenden Süßwasserfischarten Brasiliens, von dem wiederum mehr als 40 % zu den Eierlegenden Zahnkarpfen der Familie Rivulidae gehören (Castro & Polaz 2020). Zahlreiche Arten, darunter auch solche, die möglicherweise noch nicht einmal entdeckt wurden, sind immer noch vom Aussterben bedroht (Böhlke et al. 1978; Vulkan & Lanés 2018).
Meist zumindest gefährdet ist Leptopanchax, eine Gattung kleiner Fische mit einer Maximallänge von bis zu 5 cm aus der Familie der Rivulidae, von der die meisten Mitglieder selten dokumentiert (Costa 2019) und unmittelbar vom Aussterben bedroht oder möglicherweise bereits ausgestorben sind (Costa 2008). Glücklicherweise konnten während der letzten Jahrzehnte verschiedene Spezies wiederentdeckt werden (Costa 1998, 2013; Costa et al. 2019; Guedes et al. 2023), von denen einige als verloren galten. Die längere Unterbrechung der Bestandserfassung dieser Arten ist eine direkte Folge der umfangreichen Abholzung ihrer Lebensräume, insbesondere in den feuchten Tieflandwäldern, was die Schutzprioritäten der in diesen Ökosystemen lebenden Killifische vor erhebliche Herausforderungen stellt (Costa 2019).
Grundelimporte – Artbestimmung nicht immer möglich
Während der letzten Jahre haben immer wieder Importe aus China, Taiwan und Vietnam Deutschland erreicht, die u. a. auch Grundeln beinhalteten. Wir wollen uns mit einigen Vertretern der Gattung Rhinogobius (Nasengrundeln) näher beschäftigen, weil sie zwar gelegentlich im Zoofachhandel angeboten werden, dann aber meist unter Fantasienamen, da die Exporteure kaum einmal nähere Informationen mitschicken. „Yellow Tiger“, „Dragon Throat“, „Strawberry“ & Co. lassen sich vielleicht auch besser vermarkten als die korrekten Namen ... Von Friedrich Bitter
Die Gattung Rhinogobius, die zur Unterfamilie der Gobionellinae innerhalb der Familie Gobiidae gehört, ist in Ost- und Südostasien weit verbreitet. Sie wurde 1859 mit der Typusart Rhinogobius similis Gill, 1859 aufgestellt. Bis heute sind über 90 gültige Arten beschrieben, darüber hinaus wurden und werden immer noch neue Formen entdeckt, die auf eine wissenschaftliche Bestimmung warten.
Gerade China ist nicht arm an Rhinogobius-Arten. Bisher wurden 49 Spezies im Land nachgewiesen, wobei die Dunkelziffer bestimmt groß ist, denn wie bei den Springbarschen der Gattung Etheostoma (Familie Percidae, Unterfamilie Etheostomatinae) in Nordamerika (einschließlich des nördlichen Mexiko), die ähnliche ökologische Nischen bevorzugen, haben auch bei den Nasengrundeln manche wegen ihrer Anpassung an spezielle Biotope nur eine inselartige Verbreitung.
In den letzten Jahren wurden mehrere neue Rhinogobius-Arten in China entdeckt, darunter R. wuyanlingensis Huang et al., 2016, R. niger Huang et al., 2016, R. immaculatus Li et al., 2018, R. coccinella Endruweit, 2018, R. nanophyllum Endruweit, 2018, R. maculagenys Wu et al., 2018, R. maxillivirgatus Xia et al., 2018, R. houheensis Kunyuan et al., 2020, R. lintongyanensis Chen et al., 2022, R. lianchengensis Wang & Chen, 2022, R. sudoccidentalis Li et al., 2024 und R. lithopolychroma Li et al., 2024. Wir wollen uns mit einigen von ihnen etwas näher beschäftigen.
Barboides gracilis – Ein sehr kleiner Karpfenfisch aus Westafrika
Barboides gracilis, ein kleiner Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae), gehört zu den bemerkenswertesten winzigen Fischen, die in der Aquarienwelt bekannt sind. Aufgrund seiner geringen Größe, seiner Anpassungsfähigkeit und seines interessanten Verhaltens hat er sich einen festen Platz bei den Liebhabern gesichert. Von Michel C. W. Keijman
Barboides gracilis wurde erstmals 1929 von C. Brüning in einem Beitrag zur Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde erwähnt. Es handelte sich jedoch nicht um eine formale Artbeschreibung, sondern eher um einen Kurzbericht über eine neu importierte Barbenart aus Afrika. Der Autor stellte fest, dass es sich um einen sehr kleinen, doch strukturell einzigartigen Vertreter der Karpfenfische handelte. Obgleich die Anmerkungen zu den neuen Arten zu jener Zeit sehr unvollständig waren, so entsprachen sie doch den Anforderungen des damaligen zoologischen Nomenklaturkodexes. Deshalb blieb auch Barboides gracilis als Art bestehen.
Dann, im Jahr 1971, wurden zwei kleine Barben aus Benin und Kamerun als Barbus lorenzi und B. camerunensis beschrieben. Vier Jahre später entdeckte jedoch der belgische Ichthyologe Thys van den Audenaerde, dass diese beiden „Arten“ nicht nur Artgenossen, sondern auch identisch mit Barboides gracilis waren.
Anfangs wurde die Art aufgrund ihrer geringen Größe und ihres zarten Aussehens oft mit kleineren Vertretern der Barben verwechselt, weshalb wohl auch der Gattungsname Barboides verwendet wurde, was so viel wie „ähnlich wie Barben“ bedeutet. Erst nach einer umfangreichen taxonomischen Bewertung und genetischen Analyse wurde B. gracilis in neuerer Zeit als eigenständige Art endgültig anerkannt. Diese Spezies gilt heute als einer der kleinsten bekannten Vertreter der Cypriniden.
Verbreitung
Die Gattung Barboides umfasst nur zwei Arten, B. britzi und B. gracilis, wobei B. gracilis das größere Verbreitungsgebiet besitzt. Die Art ist in Westafrika heimisch, insbesondere in den Fließgewässern Nigerias, Benins, Kameruns und Äquatorialguineas. In diesen Regionen lebt sie in kleinen Bächen, seichten Flüssen und Überschwemmungsgebieten. Ihre geografische Verbreitung ist dabei relativ begrenzt, jedoch gibt es in den genannten Ländern mehrere unterschiedliche Populationen.
Buntbarsch aus dem Malawisee: Aristochromis christyi
In Aquaristik und Terraristik hat sich in letzter Zeit viel getan, die moderne Technik zieht nach und nach ein. Daraus ergeben sich positive Konsequenzen für den Betrieb bzw. die Realisierung eines funktionierenden Biotopaquariums. Von Wolfgang Staeck
Fische und Wasserpflanzen werden aus den verschiedensten Motiven im Aquarium gepflegt. Das weite Spektrum möglicher Gründe reicht von der Freude an farbenprächtigen Tieren und dekorativen Pflanzen oder dem Versuch, ein Stück Natur in den eigenen Wohnraum zu bringen, bis zu dem Wunsch, durch genaue Beobachtung zur Klärung naturwissenschaftlicher Fragen beizutragen.
Für Aquarianer, die sich auch interessante Beobachtungsmöglichkeiten erhoffen, kommt früher oder später der Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr an den gängigen Aquarienfischen interessiert sind, sondern nach Raritäten Ausschau halten, die selten gepflegt werden. Da sich über diese Arten in der Literatur meist nur spärliche oder gar keine Informationen finden, erhöht sich wesentlich der Anreiz, eigene Beobachtungen anzustellen, die möglicherweise sogar für die Wissenschaft neue Erkenntnisse liefern könnten. Wie das folgende Beispiel zeigt, haben besonders ausgefallene Arten häufig aber auch besondere Lebensansprüche, die es bei ihrer Pflege zu beachten gilt.
Ein Fisch für Spezialisten
Zu den in der Aquaristik weniger bekannten Cichlidengattungen aus dem Malawisee zählt Aristochromis. Zwar taucht dieser Name gelegentlich in den Angebotslisten der Importeure und auch in der aquaristischen Standardliteratur auf, die publizierten Informationen enthalten jedoch in aller Regel nur wenige Informationen. Die Gattung ist monotypisch, das heißt, sie besteht nur aus einer einzigen Art, die im Jahre 1935 von der englischen Ichthyologin Trewavas als Aristochromis christyi beschrieben wurde. Die Artbezeichnung ist ein Dedikationsname zu Ehren des englischen Offiziers Cuthbert Christy, der in den Jahren 1925/26 für die Sammlung des Museums für Naturkunde in London mehre Tausend Malawisee-Cichliden fing.
Zwar gibt es noch einige weitere Buntbarsche im diesem See, die einen ähnlichen Habitus und mehr oder weniger dasselbe Farbkleid besitzen,
A. christyi ist jedoch aufgrund der merkwürdigen und unverwechselbaren artspezifischen Kopfform leicht zu identifizieren (Trewavas 1935; Eccles et al. 1989).
Da die maximale Körperlänge dieser Art, deren Vorkommen auf den Malawisee beschränkt ist, bei über 25 cm liegt, erreichen die Tiere bei entsprechendem Platzangebot auch im Aquarium eine Größe von 20 cm. Sie können deshalb sicher nicht als Aquarienfisch im herkömmlichen Sinn empfohlen werden, sind aber für den Spezialisten, der über das benötigte geräumige Aquarium verfügt und auf der Suche nach einem Pflegling ist, der ungewöhnliche und interessante Beobachtungsmöglichkeiten bietet, ideale Fische. Leider wird die Art nur selten angeboten.
Das Biotopaquarium – Eine neue Bezeichnung, Teil 2
In Aquaristik und Terraristik hat sich in letzter Zeit viel getan, die moderne Technik zieht nach und nach ein. Daraus ergeben sich positive Konsequenzen für den Betrieb bzw. die Realisierung eines funktionierenden Biotopaquariums. Von Rudolf Suttner
Die Herausforderung bei der Pflege und Erhaltung eines Biotopaquariums ist es, die sich verändernden abiotischen Faktoren zu simulieren, die einen natürlichen Biotop beeinflussen und prägen – das ist in einem Aquarium nur bedingt umsetzbar. Seit ein paar Jahren bieten die großen Hersteller Aquarianern jedoch durch Geräte mit digitaler Technik die Möglichkeit, einzelne Faktoren biotopähnlich zu steuern. Betrachten wir zunächst die sich ändernden abiotischen Parameter im natürlichen Lebensraum.
Licht
Biotope in der gemäßigten und subtropischen Zone zeichnen sich im Sommer durch Langtage und im Winter durch Kurztage aus. Im Frühjahr nimmt die Tageslänge zu, im Herbst wieder ab. In den Tropen ist die Tageslänge hingegen mit ca. zwölf Stunden das ganze Jahr über relativ konstant – es herrscht nahezu eine Tag/Nacht-Gleiche.
In fast allen Biotopen gibt es eine Dämmerungszeit vom hellen Tageslicht bis zur Dunkelheit in der Nacht. Bei Vollmond und klarem Himmel hellt sich die schwarze Nacht durch das reflektierte Sonnenlicht bläulich auf. Wolken verringern während des Tages ebenfalls die Intensität des Sonnenlichts, vor allem in der Regenzeit.
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Caelatoglanis zonatus – ein bunter Hummelwels aus Myanmar
Neue Welsarten aus Südamerika finden in der Regel schnell ihren Weg ins Hobby und die entsprechende Fachliteratur. Bei Spezies aus Asien dauert es da mitunter etwas länger, besonders wenn Importe auf sich warten lassen. Hier eine Art, über die es noch viel herauszufinden gilt. von Anja Katzschmann
Mittlerweile ist eine Vielzahl sogenannter Hummelwels-Arten im Handel vertreten. Gemeinsame Kennzeichen sind eine kontrastreiche Bänderung und eine meist geringe Körpergröße. Auch größere Vertreter dieser markant gebänderten Welse messen nicht mehr als 15–20 cm, diese gelangen jedoch nur gelegentlich in den Handel. Als Beispiele sind hier Vertreter der Gattungen Batrochoglanis aus Südamerika oder Pseudomystus aus Indonesien zu nennen. Deutlich bekannter sind hingegen die südamerikanischen Microglanis- bzw. Akysis-Arten aus Asien. Die Vertreter beider Gattungen bleiben kleiner als 8 cm, die meisten Arten besitzen sogar eine Maximalgröße von lediglich 4 cm.
Ein neuer Wels-Zwerg
Die Tiere stammen aus dem Fluss Ataran, der in Thailand entspringt und in nordwestlicher Richtung in Myanmar in das Saluen-Delta entwässert. Der Fluss selbst sowie sein Einzugsgebiet galten wissenschaftlich als wenig untersucht, wurden allerdings etwa seit dem Jahr 2000 für den Aquaristikhandel befischt. Beispielsweise werden die Sternchenschmerle (Botia kubotai) oder die bereits erwähnten Welse der Gattung Akysis von dort exportiert.
Neben dem in der Aquaristik beliebten Wespenwels (Akysis vespa) wurde allerdings noch eine weitere, sehr ähnliche Welsart syntop gefangen. Diese wies ebenso eine kontrastreiche Bänderung auf und wurde zunächst der Gattung Laguvia zugeordnet. Bei genauerer Untersuchung stellte sich jedoch heraus, dass es sich bei diesem kleinen Wels der Familie Erethistidae (später in die Familie Sisoridae überführt) nicht nur um eine neue Art, sondern sogar um eine völlig neue Gattung handelte: Dieser bislang einzige bekannte Vertreter der daher aktuell monotypischen Gattung, Caelatoglanis zonatus, wurde 2005 von Ng & Kottelat beschrieben.
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Salmler der Neotropis – Neues zur Systematik
Im Editorial der AMAZONAS 115 hatten wir noch in einem Halbsatz gescherzt, „falls nicht wieder etwas dazwischenkommt“, und meinten damit, dass uns bei den Süßwasserfischen so bald hoffentlich keine weiteren Namensänderungen ins Haus stehen. Diese Hoffnung hat nicht lange angehalten, denn im September publizierten Melo et al. (2024) nach mehreren Jahren der Forschung eine umfangreiche Arbeit, die sich mit neotropischen Salmlern aus der Ordnung Characiformes (Salmlerartige) beschäftigt – und da geht es in vielerlei Hinsicht zur Sache. von Friedrich Bitter
Die Familie Characidae (Echte Salmler) war bis zum September 2024 die artenreichste innerhalb der Salmlerartigen. Mit mehr als 1.200 beschriebenen Spezies gehörte sie auch zu den artenreichsten Fischfamilien überhaupt. Nach einer umfangreichen Revision durch Melo et al. (2024) sind davon nur noch etwas mehr als 300 Arten geblieben. Der Rest teilt sich nun in Spintherobolidae Mirande, 2018 (5 Arten) und Stevardiidae Gill, 1858 (rund 365 Arten) sowie Acestrorhamphidae Eigenmann, 1907 (rund 685 Arten) auf. Bis dahin galten die ersten beiden als Unterfamilien, die Letztere als Synonym zur Familie Characidae. Die meisten unserer im Aquarium gehaltenen Salmlerarten aus Südamerika befinden sich jetzt übrigens in der Familie Acestrorhamphidae.
Phylogenetische versus klassische Systematik
Vor der phylogenetischen Betrachtungsweise wurden Tierarten auf Grundlage allgemeiner morphologischer Ähnlichkeiten bewertet und in Gattungen und diese wiederum in die höhere Zuordnungsstufen Familie, Ordnung, Klasse, Stamm, Reich (die meisten mit diversen Unterstufen) der klassischen Systematik eingeteilt. Mit dem Aufkommen molekularer Untersuchungsmethoden wandelte sich dies hin zur Kladistik, bei der es um, grob gesprochen, Abstammungsbäume geht, in denen bestimmte Gemeinsamkeiten den Platz einer Art im System vorgeben, woraus sich in der Gesamtheit wiederum auch die Evolution erklären lässt. Anhänger des Kreationismus dürften diese Sichtweise deshalb vermutlich ablehnen.
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Parananochromis elobatus, ein farbenfrohes Juwel aus Südkamerun
Nicht jede aquaristisch haltbare Fischart ist im Handel permanent verfügbar. Und wenn sie dann noch nicht in den asiatischen Zuchtfarmen vermehrt oder aus ihrem Herkunftsgebiet kommerziell exportiert wird, kommt es auf private Initiativen an, um sie überhaupt dem Hobby zugänglich zu machen. Nachfolgend ein Beispiel. von Michel C. W. Keijman
D ie Gattung Parananochromis umfasst derzeit neun beschriebene Arten: P. axelrodi, P. brevirostris, P. caudifasciatus, P. elobatus, P. gabonicus, P. longirostris, P. moutingae, P. ornatus und P. orsorum. Sie alle sind kleine bis mittelgroße Buntbarsche, die aus Kamerun, Gabun oder der Volksrepublik Kongo stammen, also West- bzw. Zentralafrika. Die Typusart der Gattung ist P. longirostris. Bis 2014 gab es nur sechs beschriebene Arten und zwei weitere Spezies blieben auch nach der Revision von Lamboj (2004) unbeschrieben. Diese wurden als Parananochromis sp. „Ntem“ und Parananochromis sp. „Sanaga“ bezeichnet. Lamboj beschrieb schließlich im Jahr 2014 Parananochromis sp. „Ntem“ als P. elobatus. Und genau diese Art möchte ich hier näher vorstellen.
Meine erste Begegnung
Während einer Sammelreise, die ich im April 2009 gemeinsam mit meinem guten Freund Uwe Werner unternahm, reisten wir durch den südlichen Teil Kameruns. Hier besuchten wir das Einzugsgebiet des Flusses Ntem. Dieser bildet über Hunderte von Kilometern die natürliche Grenze zu Gabun und Äquatorialguinea.
Unser erstes Ziel im Süden war die Stadt Djoum. Nach einer Nacht in einer sehr einfachen Unterkunft, in der wir abends nichts mehr zu essen bekommen hatten, konnten wir am nächsten Morgen etwas Brot kaufen, und der Hunger, der sich inzwischen eingestellt hatte, war wieder gestillt. Wir wollten den Tag damit verbringen, nach den kleinen Nebenflüssen des Ntem zu suchen, die in diesem Gebiet entspringen.
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Wunderkärpflinge und ihre Verwandten
Die hier vorgestellte Verwandtschaftsgruppe der Gattung Fundulopanchax hat bereits einige taxonomische Umstellungen hinter sich. Was aber für die meisten Aquarianer viel wichtiger ist: Es handelt sich bei allen um pflegeleichte, sehr hübsche Prachtkärpflinge, die sich auch ohne große Vorkenntnisse vermehren lassen. von Friedrich Bitter
Als erste Art des hier im Fokus stehenden Formenkreises wurde Fundulopanchax mirabilis (Radda, 1970) beschrieben, damals noch als Aphyosemion mirabile. Die Zuordnung zu Aphyosemion (Untergattung Fundulopanchax) blieb für diese und alle anderen Arten, die bis 1980 beschrieben wurden, bestehen, bis Parenti (1981) die Untergattung schließlich in den Gattungsrang erhob.
Während wir F. mirabilis als Wunderkärpfling oder Lasur-Prachtkärpfling kennen, erhielt F. moensis (Radda, 1970) die beschreibende Bezeichnung Türkis-Prachtkärpfling. Als Nächster folgte der Smaragd-Prachtkärpfling, F. traudeae (Radda, 1971), und dann noch der Gelbflossen-Prachtkärpfling, F. intermittens (Radda, 1974). 29 Jahre später wurde schließlich die (vorerst?) letzte Art dieses Verwandtschaftskreises beschrieben, der übrigens wie F. gardneri zur Untergattung Paraphyosemion gerechnet wird: Gresens‘ Prachtkärpfling, F. gresensi Berkenkamp, 2003.
Vorkommen
Die Arten innerhalb der F.-mirabilis-Gruppe, von denen in diesem Beitrag überwiegend die Rede sein soll, stammen alle aus Westkamerun, wobei ihre gesamte Verbreitung Teile der Provinzen Nord-Ouest, Sud-Ouest und Ouest umfasst. In diesem Landesteil herrscht tropisches Monsun-Klima vor. Von Juni bis September fallen die meisten Niederschläge, etwa ab November bis Ende Februar ist es am wärmsten und trockensten.
Im Verbreitungsgebiet kommt F. moensis am nördlichsten vor. Man findet den Türkis-Prachtkärpfling rund um Numba in kleinen Fließgewässern, die letztendlich in den oberen Cross-River entwässern.
Fundulopanchax mirabilis besitzt lediglich eine inselartige (endemische) Verbreitung rund um die Ortschaft Mbio. Nachweisversuche zu unterschiedlichen Jahreszeiten in anderen Gewässern dieser Gegend scheiterten bisher.
Fundulopanchax gardneri, eine Art mit vielen Gesichtern
Ganze 100 Jahre ist es nun her, dass Fundulopanchax als Untergattung zu Aphyosemion aufgestellt wurde (Myers, 1924). Wenn wir das Zeitrad noch ein wenig mehr zurückdrehen, genauer gesagt bis zum Jahr 1913, dann kommen wir zu einem weiteren Eckpunkt in der Geschichte der Prachtkärpflinge: Vor ziemlich genau 111 Jahren nämlich, kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs, gelangten erstmals lebende Fische der 1911 von Boulenger noch unter dem Gattungsnamen Fundulus beschriebenen Art Fundulopanchax gardneri nach Deutschland. von Friedrich Bitter
Wohl kein anderer Vertreter der Gattung Fundulopanchax, vielleicht mit Ausnahme von F. sjoestedti, ist im Hobby so bekannt wie Gardners Prachtkärpfling (F. gardneri). Höchstwahrscheinlich kommt das daher, weil diese Art nicht besonders schwierig zu vermehren ist und man sie daher auch häufiger im Zoofachhandel antrifft. Aber: Wer genauer hinschaut, wird erkennen, dass es bei Farbe und Zeichnungsmuster der Tiere zum Teil große Unterschiede gibt, vor allem bei den prächtigen Männchen. Die Züchtereien bzw. Züchter beschäftigen sich mit unterschiedlichen Stämmen dieser Art, und wenn der Händler die Fische über den Großhandel bezieht, kann es leicht sein, dass sich unterschiedliche Varianten im Verkaufsaquarium ablösen.
Merke: Da die Unterarten (siehe unten) sowie Varianten von F. gardneri untereinander kreuzbar sind, sollte man es tunlichst vermeiden, mehrere Stämme gemeinsam zu pflegen. Bei den sonst möglicherweise entstehenden Hybriden gehen nämlich sonst die phänotypischen Charakteristika verloren, die unterschiedliche Populationen bzw. Unterarten gerade ausmachen.
Taxonomie
Fundulopanchax gardneri wird aktuell der Untergattung Paraphyosemion zugerechnet, deren Angehörige früher auch als die „Aphyosemion-garderi-Gruppe“ bekannt waren. Gardners Prachtkärpfling fällt taxonomisch durch eine Besonderheit auf: Im Gegensatz zu anderen Prachtkärpflingen, bei denen ehemalige Unteraten zu Arten erhoben wurden, ist ihr Status bei Gardners Prachtkärpflingen erhalten geblieben. Die Definition, was eine Art ausmacht, hat sich im Lauf der Zeit mehrfach geändert. Das hat mit Fortschritten in der Forschung zu tun, auch wurden die Beschreibungen nach und nach ausgeklügelter und genauer. Aber selbst, wenn wir jetzt kladistische Ansätze wählen, die auf genetischen Untersuchungen beruhen, bleibt die Definition einer Art als grundlegende Einheit der Taxonomie doch immer subjektiv. Und da sind wir dann bei dem Phänomen, dass es bei F. gardneri sogar noch vier Unterarten gibt: Fundulopanchax g. gardneri, F. g. lacustris, F. g. mamfensis und F. g. nigerianus. Davon kommt F. g. gardneri nur in Nigeria und F. g. nigerianus überwiegend im Einzugsgebiet des Niger und des Cross Rivers in Nigeria, aber auch im angrenzenden Kamerun vor, während F. g. lacustris und F. g. mamfensis ausschließlich in Kamerun nachgewiesen wurden.
Wenn eine Art eine riesige Verbreitung hat, es unzählige unterschiedlich aussehende Populationen gibt und sich schon mehrere Generationen von Sammlern, Wissenschaftlern und Aquarianern mit diesen Fischen beschäftigt haben, ist es nicht verwunderlich, dass es zu Fehldeutungen, weiteren Beschreibungen (jüngere Synonyme) und Umstellungen gekommen ist, was die Artzugehörigkeit anbetrifft. Es erscheint aber wenig sinnvoll, im Rahmen dieses Beitrags in dieser Richtung tief in die Historie einzudringen.